Kürbisgewächse

Die Kürbisgewächse in unseren Gärten sind eine spannende Familie. Fragt man nach der Herkunft ihrer Mitglieder, so macht man sich auf eine Reise rund um den Globus.

Die Wassermelone stammt aus Afrika, breitete sich aber bereits in prähistorischer Zeit in den nahen Osten aus, wo sie als Speicher von Trinkwasser geschätzt wurde. Die Gurke kommt wahrscheinlich aus Indien, sie hatte sich aber bereits in der Antike bis in den Mittelmehrraum ausgebreitet, und wurde von den Römern geschätzt. Im Gegensatz zu der Wassermelone ist die Zucker- oder Honigmelone nah mit der Gurke verwandt, und wurde wie diese bereits in der Antike vom Mittelmeerraum über Indien bis China angebaut. Vielleicht kommt sie aus Persien, genau weiß man es nicht. Der Kürbis stammt aus Amerika. Es gibt Hinweise, dass er dort schon vor 10 000 Jahren angebaut wurde. Also zu der Zeit, als in Anatolien gerade das Getreide domestiziert wurde. Er wurde wohl drei mal domestiziert, der Riesenkürbis in Südamerika, der Moschus-Kürbis in Zentralamerika und der Gartenkürbis im Süden der heutigen USA. Unsere heutige Zucchini ist eine Unterart dieser Gartenkürbisse.

Anzucht

Man kann also als erste Erkenntnis zusammenfassen: Tropisch oder Subtropisch, aber ganz bestimmt kein Frost. Daher sollten die Jungpflanzen alle erst nach den Eisheiligen Mitte Mai an einen möglichst sonnigen warmen Ort gepflanzt werden. Bei mir hat es sich bewährt, die Pflanzen dafür ab Ende März oder Anfang April vorzuziehen. Die kleineren Gurkenkerne etwas früher, die größeren Kürbisse und Zucchinis etwas später, da sie schneller wachsen. Für die Aussaat sollte man auf jeden Fall qualitativ hochwertige Gemüseerde verwenden. Ich hatte einmal eine Bio-Pflanzerde vom Discounter, die mir eine komplette Aussaat an Kürbisgewächsen vernichtet hat. Ich denke, das lag daran, dass diese Bio-Erde (!) anteilig Torf enthielt. Ich vermeide grundsätzlich die Verwendung von Torf aus Mooren im Garten, aber in diesem Fall war es mir zu spät aufgefallen, da mir nicht bewusst war, dass dies bei Bio-Erde überhaupt erlaubt ist. Die Keimtemperatur der Kürbisgewächse liegt entsprechend ihrer Heimat bei über 20°C, bei den Melonen eher Richtung 25°C. Wenn die Sonne durch ein Südfenster direkt auf die Aussaaterde scheint, kann sie diese schnell auf die nötige Temperatur erwärmen, auch wenn die Raumtemperatur niedriger ist. Bei bewölktem Himmel habe ich die Aussaat auch schon mal auf die Heizung oder eine Wärmflasche gestellt. Nach der Keimung könne die Jungpflanzen bis zum Auspflanzen bei leicht unter 20°C weiter gezogen werden.

Ab Mitte Mai kommen Gurken, Zucchinis und Kürbisse noch mit vergleichsweise wenig Wärme im sonnigen Freiland klar. Zuckermelonen und insbesondere Wassermelonen brauchen dagegen so viel Wärme, dass sie im Freiland nur auf schwarzer Folie wachsen, wenn sie wirklich von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang volle Sonne haben. Insgesamt ist die Kürbisfamilie eine ziemlich hungrige Familie. Alle ihre Mitglieder zählen zu den Starkzehrern, mit dem Kürbis als dem wohl größten Vielfraß. Sie brauchen also alle eine gut gedüngte nährstoffreiche Erde.

Blüten

Die Kürbisgewächse haben noch ein paar mehr für uns interessante Gemeinsamkeiten. Sie bilden an einer Pflanze weibliche und männliche Blüten. Beide sind wunderschöne große gelbe Blüten, die wegen ihrem süßen Nektar bei Bienen und Hummeln sehr beliebt sind. Die weiblichen Blüten erkennt man daran, dass sich direkt hinter der Blüte eine deutlich sichtbare Verdickung befindet, aus der sich später die Frucht entwickelt. Bei den männlichen Blüten fehlt diese Verdickung. Ist die Pflanze noch jung, wird sie zuerst männliche Blüten bilden, die dann nach der Blüte abfallen. Erst, wenn die Pflanze groß genug geworden ist, um Früchte versorgen zu können, bildet sie auch weibliche Blüten. Bei den Melonen kann es auch vorkommen, dass die männlichen Blüten am Haupttrieb, und die weiblichen Blüten an den Seitentrieben gebildet werden. Es wurden aber speziell bei den Gurken auch Sorten gezüchtet, die ausschließlich weibliche Blüten bekommen.

Kürbisblüte

Bitterstoffe / Cucurbitacine

Eine weitere Gemeinsamkeit sind die Bitterstoffe, die vor allem bei den Gurken, Kürbissen und Zucchini eine Rolle spielen. Diese Cucurbitacine waren der Grund, warum von Kürbissen ursprünglich nur die ölhaltigen Samen verzehrt wurden. Zierkürbisse enthalten sie bis heute, aus unseren modernen Speisekürbissen und Gurken wurden sie heraus gezüchtet. Zumindest größtenteils. Durch Rückkreuzungen z.B. mit Zierkürbissen oder auch, wenn die Pflanze starken Stress wie Wassermangel erleidet, können sie wieder auftauchen. Man sollte also nicht einfach mit eigenem Saatgut experimentieren und die Pflanzen nicht vertrocknen lassen. Die schlechte Nachricht ist, dass diese Bitterstoffe für den Menschen giftig sind und diese Giftwirkung auch durch Kochen nicht verlieren. Die gute Nachricht ist, dass ein simpler Geschmackstest reicht, um sie zu identifizieren. Schmeckt es bitter, sollte man Kürbisgewächse nie essen.

Krankheiten echter und falscher Mehltau

Die Blätter der Kürbisgewächse sind nicht glatt, sondern fühlen sich borstig an. In ihrer Heimat helfen diese Trichome den Pflanzen, die Verdunstung von Wasser über die Blätter zu regulieren und schützten gleichzeitig vor zu intensiver Sonneneinstrahlung. In unserem mitteleuropäischen Klima sorgen diese Härchen eher dafür, dass die Pflanzen nach Regen schlechter trocknen, so dass es leichter zu Pilzerkrankungen kommt. Meiner Erfahrung nach bekommen Kürbisgewächse immer irgendwann echten oder falschen Mehltau. Den echten Mehltau erkennt man – wie der Name vermuten lässt – an einem weißen mehligen Belag auf den Blättern. Beim falschen Mehltau bildet sich auf den Blättern ein mosaikartiges hellgrünes bzw. gelbes Fleckenmuster (nicht zu verwechseln mit dem Gurkenmosaikvirus), bevor die Blätter absterben. Ich möchte in meinem Garten keine Fungizide verwenden. Daher wähle ich das Saatgut danach aus, ob die Sorte eine besondere Toleranz gegen Mehltau Erkrankungen aufweist oder als Freiland tauglich gilt. Dann leite ich die Pflanzen immer an Rankhilfen hoch, so dass die Blätter nicht auf dem nassen Boden liegen, entferne die unteren erdnahen Blätter und stärke die Pflanzen insbesondere bei schwierigen Wetterverhältnissen mit Schachtelhalmspritzungen. Wenn der Befall auftritt entferne ich möglichst schnell die befallenen Blätter um die Erkrankung so weit zu verzögern, dass vor dem Absterben der Pflanze noch genügend Früchte ausreifen. Denn anders als bei der Kraut- und Braunfäule bei Tomaten befällt Mehltau zwar die Blätter, aber nicht die Früchte.

Nach diesen Punkten, die alle Kürbisgewächse betreffen, werde ich jetzt noch einige Sätze zu meinen Erfahrungen mit den einzelnen Pflanzen schreiben.

Gurken

Noch sehr kleine Gürkchen

Ich fange mit den Gurken an, da sie am einfachsten zu ziehen sind. Gurken sähe ich ab Ende März aus. Eine Sorte, die ich immer wieder verwende ist die Salatgurke Tanja. Möchte man richtig lange Schlangengurken ernten, so kann ich auch die Sorte Saikó oder Soo Yoo Long empfehlen. Beide wachsen im Freiland, sind sehr ertragreich und bilden locker 50cm lange Gurken. Gurken, wie man sie kennt, sind streng genommen unreif geerntet. In komplett ausgereift wären sie voller Kerne, daher sollte man nicht zu lange warten und sie ernten, sobald man mit der Größe zufrieden ist.

Spezielle Einlegegurken baue eher nicht an, da ich Salatkurken für den frischen Verzehr lieber mag, man sie aber prinzipiell genauso sauer Einlegen kann wie die kleinen Einlegekurken (zumindest, wenn man sie so klein schneidet, dass sie ins Glas passen). Das Einkochen in einem heißen Sud aus 50% Apfelessig und 50% Wasser ist ein eigenes Thema, aber wenn im Sommer alle Gurken auf einmal reif werden lohnt es sich auf jeden Fall, sich damit zu beschäftigen.

Es gibt neben den klassischen Dillgurken so viele Kräuter oder auch fruchtige Varianten, die man ausprobieren kann. Ich habe schon Kirschen, Stachelbeeren, Honigmelone oder Pfirsich zu den Gurken ins Einmachglas getan, weil mir diese fruchtig eingelegten Gurken am besten schmecken.

Sauer eingekochte Gurken

Eine besondere Sorte ist die Zitronengurke. Die hatte ich im Sommer 2023 schon einmal im Freiland ausprobiert, aber der viele Regen war ihr überhaupt nicht bekommen. Dieses Jahr will ich sie daher ins Gewächshaus pflanzen. Allgemein ist meine Erfahrung, dass Gurken im sonnigen Freiland und im geschützten Anbau unter Folie oder auf dem Balkon funktionieren. Der Ertrag ist aber gerade in einem regnerischen Sommer im geschützten Anbau deutlich höher. So oder so würde ich Gurken immer an irgend einer Form von Rankhilfe hochleiten.

Gurken im Beet zwischen Tagetes, Sommerastern, Ringelblumen und Löwenmäulchen

Zucchini

Eine gelbe Zucchini

Die Zucchini findet man in fast allen Nutzgärten. Wenn sie ein sonniges Plätzchen auf einem gut gedüngten Beet bekommen, sind es unglaublich ertragreiche Pflanzen, für die man knapp einen Quadratmeter Fläche einplanen sollte. Die großen Zucchinikerne lassen sich recht unkompliziert ab Anfang April vorziehen. Wenn ich die Jungpflanzen dann Mitte Mai raus pflanze, umgebe ich sie meistens mit Salat oder anderen schnell wachsenden Zwischenkulturen. Je größer die Zucchini wird, umso mehr werde ich dann diese Zwischenkultur abernten.

Ähnlich wie die Gurke wird die Zucchini im Allgemeinen unreif geerntet. Dies hat den Vorteil, dass die Früchte schön zart sind, und sofort die Bildung weiterer Früchte angeregt wird. Aber manchmal kommt etwas dazwischen, und bevor man sich versieht liegt da eine riesige Zucchini-Keule. In diesem Fall sollte man einmal gegen die Zucchini klopfen. Sie ist ja eigentlich eine Form des Gartenkürbis, und entwickelt in ausgereift auch eine Schale wie ein Kürbis. Das bedeutet, dass sie mit dieser Schale auch genauso lagerfähig ist wie ein Kürbis. Ich schneide diese riesigen Keulen dann also vorsichtig mit einer Gartenschere so ab, dass ein kleiner Strunk an der Frucht stehen bleibt. Wenn die Schale unbeschädigt ist, lagere ich sie im Keller ein. Auf diesem Weg habe ich schon mehrfach mitten im Winter Zucchini zu verschiedenen Soßen oder Aufläufen hinzufügen können.

Kürbis

Hokkaido mit Malvenblüte

Das größte Problem mit Kürbissen ist, dass eine einzige Pflanze locker ein ganzes Beet überwuchern kann. Sie benötigen richtig viel Platz, und der ist in den meisten Hausgärten leider nicht im Übermaß vorhanden. Ich habe mich daher für einen Kompromiss entschieden. Bei der Sortenauswahl achte ich darauf, solche Kürbisse auszuwählen, die klein genug sind, dass man sie rankend an einem Spalier ziehen kann. Das klappt mit kleineren Hokkaido Kürbissen, mit kleineren Moschus Kürbissen wie Napolitaner oder Futsu Black oder auch mit kleineren Butternut-Kürbissen. Dann setzte ich die Pflanzen an die Ecken eines Beetes, und lasse sie an Holzpfählen mit Querlatten so um das Beet herum ranken, dass von Süden her noch genug Sonne für andere kleinere Pflanzen auf das Beet fällt. Dieser Anbau hat neben der Platzersparnis den weiteren Vorteil, dass die Pflanzen in der Höhe besser vor Feuchtigkeit und Schädlingen wie Schnecken geschützt sind.

Napolitaner und Hokkaido
Napolitaner
Butternut

Zuckermelone

Wenn ich eine Liste meiner 10 Lieblingsgerüche erstellen sollte, so wäre da definitiv der Geruch einer sonnenwarm geernteten Zuckermelone mit drauf… Ich meine den Geruch, wie er einem manchmal auf Märkten in Südfrankreich oder Spanien begegnet, nicht den Geruch der Früchte in unseren Supermärkten, die unreif geerntet werden, um sie transportieren zu können.

Von daher sind komplett ausgereift geerntete Melonen etwas richtig besonderes. Und leider muss man in unserem Klima einige Tricks auffahren, um in diesen Genuss zu kommen.

Die allermeisten Pflanzen meines Gartens ziehe ich selbst aus Saatgut. Bei Honigmelonen mache ich allerdings eine Ausnahme und kaufe meistens veredelte Pflanzen im Gartencenter. Es ist schon erstaunlich, schließlich stammen Kürbis und Melone von unterschiedlichen Kontinenten. Trotzdem sind sie nahe genug verwandt, dass man Zuckermelonen auf eine Kürbisunterlage veredeln kann. Dies führt zu deutlich kräftigeren Pflanzen. Von selbst gesäten Melonen habe ich in der Vergangenheit meistens 1 bis 2 Früchte pro Pflanze geerntet. Von veredelten Pflanzen waren es meistens 4 bis 5 Früchte, in einem sehr warmen Sommer sogar einmal 8. Der beste Platz für Melonen ist unser Südbalkon, auf dem ich die Melonen dann in mein selbstgebautes Balkonbeet mit frischem nährstoffreichen Kompost setzte. Die dunklen Balkonfließen und die graue Hauswand wärmen sich in der Sonne so stark auf, dass man dort im Hochsommer kaum sitzen möchte. Vor dieser warmen Hauswand leite ich die Melonen dann hoch bis zur Regenrinne. So können sie warm, aber luftig mit viel Platz vor sich hin ranken.

Ich habe auch einmal versucht, eine Melone in mein selbst gebautes Gewächshaus zu setzten. Das klappt auch, sie hatte sogar früher reife Früchte gebildet als auf dem Balkon. Allerdings nehmen Melonen im Gewächshaus sehr viel von dem ohnehin knappen Platz ein. Die Pflanze hing dann schnell unter der Decke, so dass sich zwischen den Blättern und der Gewächshausfolie Schwitzwasser bildete und der Mehltau nicht lange auf sich warten ließ. Da ist es mir dann lieber, ich habe über meinem Balkon unter der Regenrinne mit genug Platz eine Melonengirlande. Wenn die Melone dann plötzlich anfängt, intensiv zu riechen, so ist das das beste Indiz dafür, dass sie reif ist.

Wassermelone

Da muss ich leider sagen, dass ich mit den Wassermelonen bisher nicht so richtig Erfolg hatte. Als ursprünglich afrikanische Pflanze scheint sie noch einmal wärmebedürftiger als die Honigmelone zu sein. Ich hatte letztes Jahr versucht, die kleinfrüchtigen Sorten Golden Midget und Mini Love genauso wie die Zuckermelonen am Balkon zu ziehen. Die Pflanzen blieben aber sehr klein und brachten nur zwei Melonen irgendwo zwischen einem Tischtennisball und einem Tennisball hervor. Ich werde es wohl noch einmal versuchen und diesmal die Pflanzen schon deutlich früher ab Mitte März vorziehen. Vielleicht klappt es ja dann in einem etwas weniger verregneten Hochsommer besser.

Die Gurken und Zucchini gehören für mich inzwischen einfach zu einem sommerlichen Garten dazu. Sie sind mit der Ausnahme von sehr verregneten Sommern recht einfach zu ziehen und schenken einem als überaus ertragreiche Pflanzen eine Vielzahl an Früchten. Wenn dann auch noch der süße Melonenduft über unseren Balkon zieht freue ich mich immer riesig. Und im Herbst, wenn das Gartenjahr zu Ende geht hängen da diese wunderschönen Kürbisse. Aus denen werden wir noch in der Weihnachtszeit eine leckere Kürbissuppe kochen.

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