Grundsätzlich brauchen die meisten Nutzpflanzen eine humus- und nährstoffreiche Erde, um gesund und kräftig wachsen zu können. (Das Ziehen von Pflanzen ohne jegliche Erde in einer Nährlösung klammere ich hier einmal aus.) Solch eine Erde ist aber keine statische Sache, sondern ein Prozess, der immer gleichzeitig im Abbau und Aufbau begriffen ist. Die Mikroorganismen im Boden bauen die organischen Bestandteile ab und setzten dabei die darin enthaltenen Nährstoffe frei, so dass diese von den Pflanzen aufgenommen werden können. Von daher muss immer gleichzeitig organisches Material dazu kommen, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten. Dies sieht man ja auch in der Natur. Dort, wo viel wächst und damit auch viel abgestorbene organische Substanz zu Boden fällt, ist dieser auch entsprechend fruchtbar, im Gegensatz zu Regionen mit sehr spärlicher Vegetation.
Bei unseren Nutzpflanzen kommt dann noch hinzu, dass diese so gezüchtet wurden, dass sie uns de Facto mit ernähren, indem sie besonders große und nährstoffreiche Früchte oder Knollen oder Wurzeln oder Ähnliches bilden. Um das leisten zu können, sind diese Pflanzen weniger genügsam als ihre wilden Verwandten und stärker darauf angewiesen, dass der Mensch ihnen entsprechende Wachstumsbedingungen bietet. Vor diesem Hintergrund hat sich über die Jahrtausende die Praxis des Kompostierens entwickelt, bei der der Mensch den Abbau der organischen Materie und dessen Rückführung steuern kann.
Ich möchte hier ein bisschen darüber schreiben, wie wir bei uns im Garten die Kompostierung handhaben. Es ist ein bisschen eine Mischung aus Sachen, die ich mir über die Jahre angelesen habe und Erfahrungen, was gut und was nicht gut funktioniert hat. Meine ersten Erfahrungen waren nicht immer von Erfolg gekrönt. Als wir hier eingezogen waren, war der „Rasen“ ein Moosteppich, aus dem einzelne sehr dünne Grashalme heraus schauten. Ich hatte mir also einen Vertikutierer ausgeliehen, und wusste dann nicht, was ich mit dem ganzen Moos machen sollte. Also schmiss ich es auf den Komposthaufen und lernte nach einem Jahr, das praktisch nichts so schlecht kompostiert wie Moos.
Das C:N Verhältnis
Von daher habe ich mich intensiver mit der Frage beschäftigt, was besser und was schlechter kompostiert, und warum das so ist. Ein Begriff, auf den man dabei recht schnell stößt, ist das so genannte C:N Verhältnis. Es gibt an, wie viel Kohlenstoff im Verhältnis zu Stickstoff im Kompostiergut enthalten ist. Die Pflanzen brauchen den Stickstoff, um daraus Chlorophyll zu bilden, jene Verbindung, die wir als „grünen Farbstoff“ in den Blättern wahrnehmen und ohne den die Pflanzen keine Photosynthese und damit keine Nutzung der Sonnenenergie und keinen Stoffwechsel aufbauen können. Pflanzen sind nicht in der Lage, Stickstoff aus der Luft zu nutzen, sie müssen ihn als Verbindung im Boden aufnehmen, deshalb ist er der Hauptbestandteil von Dünger. (Bei den gerne in Gründüngung verwendeten Leguminosen sind es die Knöllchenbakterien an den Wurzeln, die tatsächlich Luftstickstoff binden können.) Allerdings brauchen nicht nur die Pflanzen den Stickstoff, auch die Mikroorganismen, die den Kompost zersetzen, brauchen als Nahrung Stickstoff. Deshalb kompostieren Sachen deutlich schneller, wenn sie recht viel Stickstoff enthalten, und deutlich schlechter und langsamer, wenn im Verhältnis der Kohlenstoff bei weitem überwiegt.
Man kann das C:N Verhältnis für verschiedene Materialien in Büchern oder im Internet recherchieren. Rein intuitiv kann man aber sagen, dass die Pflanzenteile, die „saftig grün“ aussehen, auch einen recht hohen Stickstoffanteil besitzen (grüne Blätter, Rasenschnitt…) . Je hölzerner etwas wirkt (verholzte Pflanzenstiele, Stroh, Zweige von Bäumen…) umso stärker überwiegt der Kohlenstoff. Insbesondere Holz, z.B. in Form von Sägespänen, hat ein extrem ungünstiges C:N Verhältnis und kann daher im Komposthaufen bewirken, dass der gesamte entstehende Kompost sehr stickstoffarm wird.
Recht stickstoffarm ist nebenbei auch Herbstlaub, es hatte sich ja gerade deshalb so schön bunt verfärbt, weil die Bäume den wertvollen Stickstoff aus den Blättern raus gezogen und unter der Rinde eingelagert hatten.
Man liest häufig den Rat, dass man beim Kompostieren immer alles schön vermischen soll. Mischt man stickstoffreichere Materialien wie Rasenschnitt oder Küchenabfälle (nichts Gekochtes, das lockt Ratten an) mit stickstoffärmeren Materialien wie Schnittgut aus dem Garten, so kommt man im Mittel auf ein C:N Verhältnis, bei dem alles gemeinsam anständig kompostiert.
Es gibt auch so genannte „Kompostbeschleuniger“ zu kaufen. Diese sind häufig eine Art Düngung für den Kompost, die durch zusätzlichen Stickstoff das Verhältnis bei ungünstigerem Material verbessern.
Mist
Eine andere Möglichkeit, zusätzlichen Stickstoff genauso wie Phosphor und Kali in den Kompost und damit in die Beeterde zu bringen, ist Mist.
Biologisch streift man dabei eine wie ich finde sehr interessante Frage. In wie weit schaffen sich die Pflanzen ihr eigenes Ökosystem, und welchen Anteil haben die pflanzenfressenden Tiere an der gesamten Fruchtbarkeit? Geht man diesen Fragen nach, so landet man bei Projekten, auf ausgewiesenen Naturschutzgebieten in Europa wieder Herden großer Pflanzenfresser wie Heckrinder oder Wildpferde anzusiedeln. Oder auch bei Forschungen, in wie weit große Herden eiszeitlicher Mammuts, Wollnashörner oder Auerochsen sich im eiszeitlichen Europa ihre eigene fruchtbare Steppenlandschaft geformt haben.
Ich selbst verwende im Garten sehr viel Pferdemist. Der fällt offensichtlich sehr regelmäßig und in erstaunlichen Mengen aus Cody und Mila heraus. Und wenn ich selbst diejenige bin, die den Stall oder den Paddock saubermacht, weiß ich auf der einen Seite, ob irgend ein Pferd gerade ein Medikament bekommt, dessen Rückstände ich nicht im Garten haben möchte. Auf der anderen Seite kann ich dann selbst steuern, wie viel Einstreu neben dem Mist in dem Fass landet, das ich mit nach Hause nehme. Als Pferdehalterin ist es am einfachsten, wenn der Stall mit Sägespänen eingestreut ist, da diese den Urin sehr viel besser als Stroh aufsaugen. Als Gärtnerin weiß ich aber, dass die Sägespäne mit Abstand das ungünstigste C:N Verhältnis haben, und mir diese im Garten daher nicht unbedingt weiter helfen, wenn ich einen sehr nährstoffreichen Kompost für stark zehrende Gemüsepflanzen herstellen möchte.
Meine Vorgehensweise
Im Herbst und Winter hat man auf der einen Seite das ganze Herbstlaub, das von den Bäumen gefallen ist. Dazu kommen die einjährigen Pflanzen, die man abgeschnitten hat, nachdem sie durch den Frost abgestorben sind. Das ist jedes Jahr eine ganz beträchtliche Menge organischen Materials, das ich natürlich im Garten nutzen möchte. Von daher vermische ich dieses recht stickstoffarme Material mit Pferdemist, und setzte so einen nährstoffreichen Kompost auf. Dafür bestreue ich den Pferdemist mit etwas Urgesteinsmehl, da dieses zusätzliche Mineralien in den Kompost bringt. Außerdem habe ich die letzten Jahre angefangen, das Prinzip der Terra Preta zu nutzen. Ich habe mir im Internet Pflanzenkohle bestellt und diese dann zusätzlich immer wieder dünn über den Pferdemist gestreut, bevor ich diesen als Kompost aufgesetzt habe. Der Kohlenstoff aus der Pflanzenkohle wirkt als eine Art Speichermedium. Er bindet auf der einen Seite die im Pferdemist enthaltenen Nährstoffe, erhöht aber auch später im Beet die Speicherfähigkeit der Erde für Nährstoffe und Wasser.
Wenn es über eine längere Zeit sehr viel regnet, sollte man den Kompost allgemein und den Mist im besonderen abdecken. Ein zu nasser Kompost ist nicht mehr luftdurchlässig. Das führt dann dazu, dass diejenigen Organismen, die auf Sauerstoff angewiesen sind absterben, und statt dessen anaerobe Bakterien die Zersetzung übernehmen. Dies riecht man dann an einem unangenehmen Fäulnisgeruch. In dem Fall ist es hilfreich, wenn man mindestens zwei Komposter nebeneinander hat. Ich nehme mir dann eine Grabegabel und schaufel damit den nassen Kompost möglichst locker und luftig in den anderen Komposter, damit er besser trocknen kann.
Vielleicht noch ein Wort zu Unkräutern und deren Samen. Oder auch von Pilzen wie Kraut- und Braunfäule oder Mehltau befallene Blätter. Man hört ja häufig, dass man diese nicht auf den Kompost werfen soll. Ich würde sagen, es hängt davon ab, wie groß der Komposthaufen ist, und welche Temperatur er während der ersten Phase des Verwesungsprozesses erreicht. Ein recht großer Komposter mit einer Grundfläche von einem Quadratmeter, der recht zugüg mit einer größeren Menge organischen Materials mit nicht zu geringem Stickstoffanteil gefüllt wird, entwickelt in den ersten Wochen eine erstaunliche Wärme. Da achte ich dann immer darauf, dass ich diese etwas kritischeren Sachen beim Befüllen schön in der Mitte des Komposthaufens platziere. Wenn man aber nur einen kleineren Komposthaufen zur Verfügung hat und dieser auch sehr langsam gefüllt wird, weil nicht genug Material auf einmal zur Verfügung steht ist man gerade bei Samen auf der sicheren Seite, wenn man diese aussortiert. Am erstaunlichsten sind in dieser Hinsicht nach meiner Erfahrung Tomatensamen. Wenn in meinem Kompost irgend etwas keimt, ist es fast immer eine Tomate…
Grundsätzlich braucht man dann nach dem Aufsetzen des Komposts Geduld. Bei mildem oder warmem Wetter ist der Kompost nach einem halben bis dreiviertel Jahr so weit, dass man ihn auf den Beeten verteilen kann. Beete, auf denen starkzehrende Pflanzen wachsen sollen, also solche Pflanzen, die in recht kurzer Zeit sehr stark wachsen wie Tomaten, Gurken, Kürbisse, aber auch große Kohlpflanzen, brauchen am meisten Kompost. Wenn man dann Jahr um Jahr Kompost im Garten verteilt, sieht man sehr deutlich, wie die Qualität der Gartenerde über die Jahre besser wird.