Die Pepino / Melonenbirne

Ich fange mal mit einer kleinen Geschichte an…

Es war einmal, vor langer Zeit, auf der südlichen Hälfte des amerikanischen Kontinents. Die Menschen waren sesshaft geworden, und sie waren wahre Meister in der Domestizierung von Nutzpflanzen. Eine Pflanzenfamilie hatte es ihnen besonders angetan: Die Nachtschattengewächse. Eigentlich eine unwahrscheinliche Wahl, schließlich bilden ausgerechnet diese Pflanzen in allen grünen Teilen das giftige Solanin. Aber die Menschen wussten, wie sie damit umzugehen hatten, welche Teile der jeweiligen Pflanzen essbar waren und welche nicht. Sie züchteten Kartoffeln und Tomaten, Auberginen, Paprika und Peperoni, Tomatillos und Physalis. Und die Pepino.

Man weiß nicht genau, wann die Menschen anfingen, Pepinos zu kultivieren. Abbildungen auf Keramiken deuten aber darauf hin, dass die Früchte bereits in den Kulturen vor dem Aufstieg der Inkas von wirtschaftlicher Bedeutung waren. Bei den Inkas erfreute sich die Frucht großer Beliebtheit, und als die Spanier kamen nannten sie die unbekannte Frucht „pepino dulce“, also „süße Gurke“.

Aber während viele andere Erzeugnisse der südamerikanischen Hochkulturen heute auf der ganzen Welt vermarktet werden und in jedem Supermarkt zu finden sind, ist die Pepino etwas … vergessen. Sie ist eine sehr gesunde Frucht, enthält wenig Zucker, dafür unter anderem viel Vitamin C. Aber die Früchte bekommen leicht Druckstellen, lange Transportwege sind nicht so ganz ihr Ding. Vielleicht liegt es unter anderem daran, dass wir diese Früchte nicht aus dem Sortiment der Supermärkte kennen.

Bei uns wird die Pflanze in letzter Zeit allerdings unter Hobbygärtnern immer beliebter, deshalb möchte ich an dieser Stelle auch einmal meine Erfahrungen teilen.

Anbau

Zuerst muss man irgendwie an eine Pflanze kommen. Dabei gibt es die beiden Möglichkeiten, entweder Saatgut zu kaufen, oder man bekommt mit etwas Glück eine vorgezogene Pflanze. Beides funktioniert, im Zweifelsfall würde ich aber zu der vorgezogenen Pflanze tendieren. Dort, wo die Pepino in Peru, Chile oder Kolumbien für den Verkauf angebaut wird, erfolgt die Vermehrung meiner Recherche nach ausschließlich über Stecklinge. Das hat wohl damit zu tun, dass die Ertragsstärke der Pflanzen bei der Vermehrung über Saatgut stärkeren Schwankungen unterliegt.

Kennt man also jemanden mit einer Pepino, so braucht man denjenigen nur um einen Zweig seiner Pflanze zu bitten. Pepinos bilden überall an ihren Zweigen kleine braune Wurzelknospen aus. Stellt man sie in Wasser, ziehen die Stecklinge daher recht problemlos Wurzeln. Vorausgesetzt, man wechselt das Wasser ab und zu, so dass keine Fäulnis entsteht. Hat man einmal eine Pflanze, so wird es einem daher nie an möglichen Stecklingen mangeln.

Wurzelknospen an einem Pepinozweig

Die Aussaat der Pepino sollte möglichst früh im Jahr, idealer Weise Anfang Februar erfolgen. Denn genau wie bei den anderen nicht frostharten Nachtschattengewächsen will man mit möglichst kräftigen Pflanzen in den kurzen mitteleuropäischen Sommer starten. Und dabei sind wir jetzt bei dem größten Problem des Anbaus. Es handelt sich um wärmebedürftige tropische Pflanzen, die man in dieser Hinsicht besser mit Paprika, Auberginen oder Honigmelonen vergleicht als mit Tomaten oder Gurken. Hat man eine geschützte sonnige Lage an einer Hauswand oder in einem Gewächshaus, an der Auberginen und Honigmelonen gut wachsen, so sollten dort auch die Pepinos funktionieren. Dabei kommt es auf die Wärme und Sonneneinstrahlung, nicht so sehr auf den Regenschutz an. Im Gegensatz zu Tomaten oder Gurken besitzen Pepinos glatte Blätter ohne kleine Härchen, an denen Wasser haften bleibt. Daher hatten sie bei Regenwetter bei mir nie Probleme mit Pilzbefall wie falschem Mehltau oder Kraut- und Braunfäule.

Pepinos sind wie die anderen großen Gemüsepflanzen Starkzehrer, die entsprechend gedüngt werden müssen. Davon abgesehen wachsen sie bei mir problemlos in Beeterde oder Kompost. Möchte man sie in großen Töpfen oder Kübeln anbauen, so sollte der organische Anteil wie bei allen Topfpflanzen höher sein als auf einem Beet, da es in Töpfen sonst leichter zu Luftabschluss und Fäulnis kommt. Bei mir hat sich ein großer Kübel auf dem Südbalkon mit reichlich selbstgemachten Kompost sehr gut bewährt.

Die Pflanzen neigen dazu, eine Vielzahl an dünnen langen Trieben zu bilden. Wird es zu dicht, kann man daher ruhig ein paar dieser Triebe raus nehmen. Auf jeden Fall würde ich die längeren Triebe an einem Pflanzstab hochbinden, denn die Früchte sollten mit ihrer dünnen Schale nicht auf der Erde liegen.

Überwinterung

Pepinos sind in ihrer Heimat mehrjährige Pflanzen. Je größer und kräftiger sie werden, umso mehr Früchte können sie natürlich auch produzieren.

Bei aus Saatgut gezogenen Pflanzen hat man eher das Problem, dass die Pflanze gerade kräftig geworden ist und viele Blüten ausbildet, wenn sich der Sommer schon wieder seinem Ende neigt. Dann reicht die Zeit nicht mehr, damit die Früchte vor dem ersten Frost ausreifen.

Schneidet man vor dem Winter Stecklinge, lässt diese bis zum Jahreswechsel Wurzeln ziehen und setzt diese dann in kleine Töpfchen, so haben diese Pflanzen gegenüber dem Saatgut im Frühjahr einen deutlichen Wachstumsvorsprung, und entsprechend steigen die Chancen auf eine ertragreiche Ernte vor dem nächsten Winter.

Aber so oder so, wenn im Herbst die Temperaturen in den niedrigen einstelligen Bereich vorstoßen und man seine Pepino auf dem Balkon oder im Garten sieht, kräftig gewachsen und vielleicht auch noch voller unreifer Früchte, so liegt der Gedanke nahe, sie nicht im Frost erfrieren zu lassen.

Ich habe schon mehrmals versucht, einzelne Gemüsepflanzen im Haus zu überwintern. Gar nicht geklappt hat es mit Auberginen, die bekamen immer sofort Spinnmilben.

Besser klappen Chilis oder Paprika, die können zwar Läuse bekommen, aber wenn ich den Topf dann einmal in die Dusche bringe und die Pflanze kräftig von allen Seiten abbrause, ist es danach wieder für ein paar Wochen okay. Pepinos klappen bei mir sogar noch besser als Paprika, ich mag sie inzwischen richtig als große, immergrüne Zimmerpflanze im Winter.

Im Internet ließt man den immer wieder abgeschriebenen Satz, dass man Pepinos bei 10°C überwintern soll. Solche absoluten Vorgaben ohne Begründung finde ich immer abschreckend. Man sollte sich statt dessen folgenden Zusammenhang vor Augen führen: Wenn es in der Natur wärmer wird, ist dies im Allgemeinen auch mit mehr Sonnenlicht verbunden. Wird es dagegen kälter, so ist dies mit weniger Sonnenlicht verbunden. Für die Pflanzen bedeutet das folgendes: Bei kälteren Temperaturen fahren sie ihren Stoffwechsel herunter, daher kommen sie dann mit weniger Sonnenlicht bzw. Photosynthese aus. Bei wärmeren Temperaturen ist der Stoffwechsel aktiver, alleine schon, weil über die Blätter mehr Wasser verdunstet. Für diesen aktiveren Stoffwechsel brauchen die Pflanzen Energie, die sie aus der Photosynthese und damit aus der Sonneneinstrahlung ziehen müssen. Dabei ist wichtig, dass „hell“ und „dunkel“ für Pflanzen anders definiert ist als für uns Menschen. Die Lichtintensität, die ausreichend ist, damit wir mit unseren Augen gut sehen können ist sehr viel geringer als die für Photosynthese nötige Lichtintensität.

Von daher gilt: Je wärmer eine Pflanze überwintert wird, umso mehr Licht benötigt sie, um nicht ein zu gehen. Am besten sind daher Südfenster in nicht allzu stark geheizten Räumen. In diesem Winter habe ich mir zum ersten Mal Pflanzlampen gekauft. Das sind inzwischen recht günstige LED-Lampen, die eine Kombination aus roten, blauen und weißen Leuchtdioden enthalten. Durch die Diodentechnik ist der Energieverbrauch überschaubar, und die Pflanzen sind in den dunkelsten Wochen im Dezember und Januar doch sichtbar kräftiger mit dem zusätzlichen Licht.

Ich hatte im letzten Winter eine Pepino in der Wohnung überwintert. Den Sommer hat die Pflanze dann auf dem Balkon verbracht, und im Herbst hingen zwischen 25 und 30 noch unreife Früchte an der Pflanze. Wir holten die Pflanze also vor dem ersten Frost wieder auf die Innenseite der Balkontür, und statteten sie mit einer Pflanzlampe aus. Die Früchte sind dann nach und nach ausgereift, so dass wir im November und Dezember jede Woche mehrere Melonenbirnen frisch essen konnten. Das war für mich der Moment, wo ich unsere Pepino wirklich lieb gewonnen habe. Andere kauften sich in der Weihnachtszeit ihre Zitrusfrüchte, wir hatten unsere frisch geernteten Melonenbirnen.

Die Früchte

Die Früchte der Pepinos wachsen aus Blüten, die den Blüten einer Aubergine ähneln.

Sie haben ein sehr saftiges nicht zu süßes Fruchtfleisch. Ähnlich saftig aber nicht so faserig wie bei einer Mango, vom Geschmack her sehr ähnlich einer süßen Honigmelone mit einer Prise Birnenaroma. Sie haben eine dünne Schale, die man nicht mit essen sollte und in der Mitte einen Bereich mit winzig kleinen Kernen, den man auch entfernen sollte.

Wenn aus einer Blütentraube zwei oder drei Früchte reifen, so bekommen diese leicht Druckstellen, wo die Früchte aneinander stoßen. Das sieht man wegen der dünnen Schale sofort sehr deutlich, ist aber meist sehr oberflächlich und lässt sich leicht raus schneiden.

Pepino Blüte

Am Anfang habe ich mich bei unseren Pflanzen eine ganze Weile gefragt, ob das noch etwas wird, oder ob die Pepino einfach nur dünne Triebe und Blätter bildet. Sie brauchen eine Weile, um in Fahrt zu kommen, und stellen sich dann vielleicht erst im zweiten Jahr als wirklich ertragreich heraus.

Zusammenfassend würde ich sagen, dass man schon ein kleines bisschen Erfahrung mit Gemüsepflanzen mitbringen sollte und am besten auch eine Möglichkeit, die Pflanze oder zumindest die Stecklinge zu überwintern. Dann ist es auf jeden Fall eine lohnenswerte Pflanze mit Früchten, die man sonst kaum probieren können wird.

Pepino auf dem Balkon
Pepino in ihrem „Winterquartier“

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