Beerenobst

Ich finde ja, wenn man irgendwie den Platz und die Gelegenheit hat, sollte man unbedingt Beerenobst anpflanzen. Für die meisten anderen Sorten von Obst braucht man Bäume. Ich will nicht bestreiten, dass Obstbäume nicht auch etwas ganz besonderes sind, aber sie sind eben eine „größere Sache“, sie kommen in veredelt aus der Baumschule, brauchen mehr Platz, müssen erst einmal einige Jahre groß genug werden, und in jüngeren Jahren so geschnitten werden, dass sie dann in die später gewünschte Form wachsen.

Die meisten Beerensträucher brauchen weniger Platz, sind relativ robust und „urwüchsig“ und brauchen nicht so viele Jahre wie Bäume, bis man ernten kann. Viele von ihnen gelten als sehr gesund und Vitamin C reich und wecken in uns Kindheitserinnerungen, wenn man an warmen Sommertagen durch den Garten geht und sich hier und da eine Hand voll frisch gepflückter Beeren in den Mund steckt.

Von daher kommt hier eine kleine Zusammenfassung meiner Lieblingsbeerensorten, die ich angepflanzt habe. Wobei, einen kleinen Disclaimer sollte ich vielleicht machen. Weil eigentlich ist das, was ich hier schreibe ja total falsch. Erdbeeren sind keine Beeren, sondern Sammelnussfrüchte, Himbeeren und Brombeeren zählen zu den Sammelsteinfrüchten. Und noch kurioser wird es, wenn man sich fragt, was eigentlich botanisch alles zu den Beeren zählt. Da gibt es den wunderbaren Begriff „Panzerbeere“, zu dem beispielsweise die Melonen zählen. Mit diesem Hintergrundwissen, dass ein Botaniker offensichtlich eine völlig andere Vorstellung von Beeren hat als wir in unserem Alltag, kehre ich jetzt zu meiner Alltagsdefinition von Beeren zurück: „das, was im Namen auf -beere endet.“

Die Erdbeeren

Im Mai sind die Erdbeeren immer die ersten Früchte des beginnenden Sommers, die im Garten reif werden. Und frisch geerntete Erdbeeren, vielleicht mit etwas Vanilleeis, da kann man schon mal anfangen zu träumen.

Ich habe bei einigen Hobbygärtnern gesehen, wie sie die Erdbeeren in die Fruchtfolge der Beete einbauen. Da wird dann ein Beet mit Kompost und organischem Dünger als Erdbeerbeet vorbereitet, dann werden die Erdbeeren da hinein gepflanzt, und nach einigen Jahren ziehen sie auf ein neues Beet.

Bei meiner Oma und meiner Mutter habe ich es allerdings anders kennen gelernt. Da gab es immer von einem Weg für Erwachsene und Kinder gut erreichbar ein Beet für Beerenobst. Dieses Beet war natürlich nicht komplett im Schatten, es brauchte aber auch nicht so voll sonnig und warm gelegen sein wie z.B. das Tomatenbeet. Auf diesem Beet standen dann nebeneinander verschiedene Beerensträucher wie Johannisbeeren, Jostabeeren, Blaubeeren oder eine Stachelbeere. Und da diese Sträucher alle eher in die Höhe wachsen gab es dann zu deren Füßen als eine Art Bodendecker die Erdbeerpflanzen. Die großen Sträucher blieben natürlich über viele Jahre wenn nicht Jahrzehnte an ihrem Standort, und so behielten auch die Erdbeeren ihren angestammten Platz im Garten.

Als ich meinen Garten angelegt habe, habe ich dieses Konzept ohne viel nachdenken übernommen, weil es sich in meiner familiären Erfahrung immer bewährt hatte. Vielleicht ist es nicht weit entfernt von den so genannten „Food forests“, von denen man immer mal wieder hört.

Vermehrung

Wenn man ein Erdbeerbeet anlegen möchte kann man einiges an Geld sparen, wenn man dies schon im Herbst plant. Dann bilden nämlich die Erdbeerpflanzen viele Ranken mit Nachwuchspflanzen. Wenn man dann noch jemanden kennt, der ein Erdbeerbeet hat, kann man vielleicht einige dieser Ableger abbekommen. Im Idealfall stellt man kleine Töpfchen neben die Mutterpflanze, in denen sich die Ableger verwurzeln können, bevor man sie abschneidet. Man kann sie aber auch noch nach dem Abschneiden in einem Glas Wasser Wurzeln ziehen lassen. Zu kaufen gibt es Erdbeerpflanzen in Gartencentern meist ab dem Frühling. Ich selbst versuche immer auf der einen Seite meine eigenen Pflanzen für das nächste Jahr über die Ableger zu vermehren, auf der anderen Seite kaufe ich immer mal ein paar frische Pflanzen, um sie zwischen meine eigenen zu setzten, da ich bei meinen Ablegern nicht so genau im Blick habe, ob sie wirklich von besonders gut tragenden Pflanzen kommen. Was die Sorten angeht versuche ich frühe, mittlere und späte so zu mischen, dass ich auf eine möglichst lange Ernteperiode komme.

Pflege

Da ich meine Erdbeeren nicht regelmäßig auf ein frisches Beet setzte, muss ich sie an ihrem Standort immer mal mit neuen Nährstoffen versorgen. Dies mache ich immer im zeitigen Frühjahr in Form eines organischen Düngers mit etwa Urgesteinsmehl, das ich bei Regenwetter gleichmäßig über das Beet streue. Außerdem mulche ich das Erdbeerbeet meist einmal im Jahr mit ordentlich reifem Kompost, den ich um die Pflanzen herum verteile, entweder auch im sehr zeitigen Frühjahr oder im Sommer, nachdem die letzten Früchte abgeerntet wurden. Die Früchte der Erdbeeren sind sehr empfindlich, wenn sie auf der Erde liegen schimmeln sie schnell oder werden von Schnecken oder Kellerasseln angeknabbert. Von daher hat es sich allgemein bewährt, Erdbeerbeete mit Stroh zu mulchen.

Anbau auf dem Balkon

Erdbeeren lassen sich auch unglaublich gut auf dem Balkon anbauen. Es gibt hohe Töpfe, aus denen Erdbeerpflanzen seitlich heraus wachsen können, es tut aber auch ein normaler länglicher Blumenkasten am Balkongeländer. An unserem Balkongeländer habe ich einen Erdbeertopf, in dem die ersten Erdbeeren immer deutlich früher reif sind als im Garten.

Die Himbeeren

Himbeeren eigenen sich gut am Zaun als Hecke. Bei uns habe ich mit 5 oder 6 gekauften Pflanzen angefangen, die ich alle in einer Reihe mit vielleicht 1m Abstand an den Zaun gepflanzt habe. Dabei hatte ich bei den Sorten darauf geachtet, dass ich im Frühsommer reifende, im Spätsommer reifende und im Herbst reifende Sorten kombiniere. Nach etwa 2 Jahren war daraus dann eine dicke Hecke entstanden.

Pflege

Himbeeren können mit ihren langen Ruten ziemlich wuchern. Daher haben wir mit Hilfe von Holzpfosten einen Draht um die Himbeerhecke herum gespannt, damit die Ruten nicht umfallen können.

Die Hauptpflegemaßnahme bei den Himbeeren ist der Rückschnitt, den ich meistens im Januar oder Februar mache. Wenn ich zu lange warte, ist es mir im März schon passiert, dass ich bei dem Rückschnitt die gerade austreibenden neuen Ruten zertreten habe, daher versuche ich mich immer schon im Winter um die Himbeeren zu kümmern. Zu dem Rückschnitt muss man wissen, dass Himbeerruten im ersten Jahr wachsen und dann nach dem Winter im zweiten Jahr Früchte tragen. Man muss also unterscheiden zwischen den abgestorbenen Ruten, die in diesem Jahr Früchte getragen haben und den noch frischen Ruten, die darauf warten, im Frühling neu auszuschlagen. Das erkennt man aber meistens recht einfach. Bei den abgestorbenen Ruten löst sich häufig schon die Rinde ab und man sieht viele trockene Seitenzweige, an denen die Früchte hingen. Diese Ruten schneidet man kurz über dem Boden heraus. Die frischen Ruten erkennt man daran, dass das Kambium, also die Schicht unter der Rinde, die die Nährstoffe und das Wasser transportiert, auch im Winter frisch grün aussieht. Bei den abgestorbenen Ruten ist das Kambium braun. Die frischen Ruten werden nur eingekürzt, wobei ich mich dabei nicht an eine bestimmte Höhenangabe halte. Ich schneide immer so viel von der Spitze ab, dass die Rute wieder stabil wirkt. Das kann bei sehr zierlichen Ruten eine Höhe von einem halben Meter bedeuten, bei sehr dicken und stabilen Ruten lasse ich aber auch ca. 1,4m stehen.

Düngen kann man die Himbeeren ähnlich wie die Erdbeeren. Wobei sie durch ihren viel höheren Wuchs auch viel mehr Mulch vertragen, sei es Rasenschnitt, nicht ganz fertiger Kompost oder auch mal im Winter etwas Stallmist.

Links: alte abgestorbene Ruten; Rechts: Frische Ruten
Oben: abgestorbene Rute mit braunem Kambium

Unten: Frische Ruten mit grünem Kambium

Sträucher: Johannisbeeren, Jostabeeren, Stachelbeeren

Meine Oma hatte immer rote und schwarze Johannisbeeren und Jostabeeren, wobei mir gerade die schwarzen Johannisbeeren wegen ihrem unglaublich starken und individuellen Aroma in Erinnerung geblieben sind. Die Jostabeere ist – wie der Name schon sagt – eine Kreuzung aus einer schwarzen Johannisbeere und einer Stachelbeere. Die Sträucher bilden keine Stacheln, werden aber größer und wuchern etwas mehr als Johannisbeeren.

Vermehrung

Alle diese Sträucher haben gemeinsam, dass sie sich sehr einfach über Stecklinge vermehren lassen. Dafür braucht man nur von dem Strauch, von dem man einen Ableger haben möchte, einen etwa 20 cm langen Zweig abzuschneiden. Man sollte dies aber während der Wachstumszeit des Strauches machen, ich habe es auch einmal im späten Herbst bzw. Anfang des Winters versucht, da hatte es dann nicht mehr geklappt. An diesem abgeschnittenen Zweig entfernt man die unteren Blätter, damit diese nicht im Wasser hängen und um die gesamte Blattfläche und damit die Verdunstung zu reduzieren.

Dann stellt man ihn in Wasser, das man etwa einmal die Woche auswechselt, damit es nicht muffig und faulig wird. Sobald sich dann Wurzeln gebildet haben kann man den Steckling einpflanzen, und hat sich so eine teure Pflanze aus dem Gartencenter gespart. Dank dieser Stecklingsvermehrung sind alle Johannisbeeren und Jostabeeren bei mir im Garten die genetisch gleichen Beerensträucher, die auch schon bei meiner Oma wuchsen.

Pflege

Was die Pflege angeht lasse ich die Sträucher im Großen und Ganzen vor sich hin wachsen. Da sie auf dem gleichen Beet mit den Erdbeeren stehen, werden sie auch mit diesen gedüngt und gemulcht. Die Jostabeeren kürze ich manchmal etwas ein, wenn sie zu ausladend werden. Wenn die Sträucher zu alt werden sieht man das daran, dass sich unten sehr dicke alte Äste bilden, die dann manchmal schon mit Flechten bewachsen sind. Diese dicken Äste säge ich im Februar möglichst tief heraus, damit der Strauch den Platz bekommt, sich mit neuen Zweigen zu verjüngen.

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