
Ich muss ja sagen, ich bin eigentlich nicht so der große Fan von Hochbeeten. Die meisten Sachen, die man in Hochbeete pflanzen kann, gedeihen bei mir auch in „normalen Beeten“, die ich regelmäßig mit Kompost versorge. Und wenn ich die ordentlich dreistelligen Preise sehe, in denen die „Füllung“ noch nicht einmal enthalten ist, denke ich mir meistens, dass man da aber verdammt viel anpflanzen muss, bis sich die Preise in irgend einer Form lohnen.
Eine etwas andere Sache ist unser Balkon. Er ist direkt nach Süden ausgerichtet und teilweise überdacht. Sobald die Sonne scheint, wärmen sich die Steinplatten auf dem Balkonboden und die Hauswand auf und es entsteht ein Mikroklima, das deutlich wärmer ist als bei uns im Garten. Gleichzeitig ist der Balkon windgeschützter und bekommt mehr Sonne ab.
Von daher hatte ich schon länger ausprobiert, auf dem Balkon diejenigen Sachen anzupflanzen, für die man eigentlich ein Gewächshaus braucht und die im Garten nicht anständig wachsen. Dazu zählen Paprika, Auberginen, Melonen und Tomaten, die nicht freilandgeeignet sind. Und um ein bisschen Ordnung in das sich entwickelnde Topfchaos zu bringen, kam mir dann die Idee mit dem Hochbeet auf dem Balkon. Das sollte natürlich eine selbstgemachte Maßanfertigung werden. Wenn man aus unserer Küche auf den Balkon tritt, hat man auf der rechten Seite 1,60m Hauswand bis zum Ende des Balkons. Diesen Platz wollte ich nutzen, um nebeneinander mehrere größere Pflanzen vor die warme Hauswand setzten zu können. Gleichzeitig sollte der Kasten schmal genug sein, so dass man den Raum davor noch nutzen kann. Die Tiefe wollte ich so wählen, dass ich genug Erdvolumen für größere Gemüsepflanzen bekomme, während gleichzeitig das Gesamtgewicht vertretbar bleibt. Ich wählte eine Breite von 35cm und eine Tiefe von 40cm, wobei die oberen 5 cm den Rand bilden. Als obere Abschätzung für das Erdvolumen ergibt sich somit 16dm*3,5dm*3,5dm = 196 Liter. Mit Wasser aufgefüllt entspräche dies 196 kg, wobei lockere humose Blumenerde eher leichter ist. Da unser Balkon komplett untermauert und nicht frei schwebend ist, halte ich dieses Gewicht verteilt auf 1,6m Länge für vertretbar.
Die nächste Überlegung betraf den Abfluss von überflüssigem Gießwasser. Um dies zu gewährleisten, musste unter dem Erdreich Platz sein.
In meinem Kopf hatte ich nach diesen Überlegungen eine recht genaue Vorstellung, wie ich das Ganze bauen wollte. Trotzdem fand ich es hilfreich, mir eine Zeichnung der Rahmenkonstruktion zu machen. Diese Zeichnung half mir, einen Überblick zu bekommen, wie viel Holz ich kaufen musste. Außerdem konnte ich dieser Zeichnung entnehmen, in welcher Weise ich für die Maße des Zusägens jeweils die Breite der senkrechten Latten berücksichtigen musste.
Ich fing also an mit einer Rahmenkonstruktion aus senkrechten Stützpfeilern und waagerechten Latten. Die waagerechten Latten sollten später das Gewicht der Pflanzerde tragen und auf die senkrechten Füße umleiten. Von daher verschraubte ich die waagerechten Latten auf der Unterseite mit großen Metallwinkeln an den senkrechten Stützpfeilern.
Dann folgten die oberen waagerechten Latten, für die ich etwas dünneres Holz wählte, da sie nicht wie die unteren Gewicht tragen. Die Bodenbretter sind mit Zwischenabständen gesetzt. Wenn das Balkonbeet später mit Noppenfolie ausgelegt wird, werden in der Mitte zwischen den Bodenbrettern Löcher in die Noppenfolie gebohrt. Unter den Bodenbrettern habe ich später mittig mit einer Drahtkonstruktion ein Stück Regenrinne befestigt. Das überflüssige Wasser tropft somit zwischen den Bodenbrettern durch in die Regenrinne, die es in eine Auffangschüssel leitet.
Dann habe ich meine Rahmenkonstruktion von außen mit Holzbrettern verkleidet und das Ganze mit einer Grundierung und Lasur für Holz im Außenbereich behandelt.
Im letzten Schritte musste das Ganze noch mit der bereits erwähnten Noppenfolie für Hochbeete ausgelegt werden. An der Hauswand sieht man noch ein Rankgerüst, das ich einfach zwischen dem Balkonbeet und der Wand eingeklemmt habe. So musste ich es nicht an der Hauswand befestigen.
Von Mai bis in den Herbst nutze ich das Hochbeet für solche Gemüsepflanzen, die eigentlich ein Gewächshaus benötigen. Da diese im Allgemeinen einen hohen Nährstoffbedarf besitzen, habe ich das Hochbeet mit eigenem Kompost befüllt, dem ich zusätzlich Urgesteinsmehl und etwas organischen Dünger zugesetzt hatte. So musste ich den Sommer über nicht ständig über das Gießwasser düngen.
Für die Wintermonate habe ich aus einer Lattenkonstruktion und Folie aus dem Baumarkt eine Art Frühbeetaufsatz gebaut. Dieser verhindert nicht, dass bei sehr strengen Frösten die Pflanzen im Hochbeet auch einmal einfrieren. Er sorgt allerdings dafür, dass wir schon sehr früh im Jahr erste Salatblättchen ernten können.
Dafür pflanze ich im Herbst, nachdem die sommerlichen Gemüsepflanzen abgeerntet sind, vorgezogene winterharte Pflänzchen in das Hochbeet. Gute Erfahrungen habe ich dabei mit Winterkopfsalaten wie Trémont oder Baquieu gemacht. Außerdem natürlich Spinat, Postelein / Winterportulak (sehr lecker als Salat mit Orangen), Rucula oder Petersilie. Die Petersilie sollte allerdings nicht direkt neben dem Salat stehen. Es ginge sicher auch Feldsalat, allerdings brachen die kleinen Pflänzchen so viel Platz, dass ich sie lieber im Garten auf ein Beet säe. Die oben genannten Sachen kann man alle recht dicht in das Hochbeet setzen. Dann kann man früh anfangen, durch das Zupfen von „Schnittsalat“ auszulichten, und verlängert so die Erntezeit.
