Balkonsofa

Ich hatte schon längere Zeit überlegt, dass auf unserem Balkon ein Ort fehlte, wo man es sich mit Decken und Kissen so richtig gemütlich machen kann. Ein Ort, um in Ruhe einen Tee zu trinken oder auch um sich einfach mal eine Runde in die Sonne zu legen. Also eine Art Sofa, dessen Sitzfläche sich, was die Länge angeht, mit wenigen Handgriffen zu einer Liegefläche umbauen lässt. Groß genug, dass man es sich gemütlich machen kann, aber auch schmal und zierlich, denn der Platz auf dem Balkon ist schließlich begrenzt. Mein Bau meines Balkonbeetes hatte mir Mut gemacht, mich an diese Konstruktion heran zu wagen. Denn entgegen meiner anfänglichen Befürchtungen war das Balkonbeet schließlich auch nicht völlig krumm und schief geworden, es war im Gegenteil überaus stabil. Und ich hatte entdeckt, dass ich unglaublich gerne mit Holz als Werkstoff arbeite. Mit Stichsäge und Akkubohrer lässt es sich so vielfältig einsetzten, und wenn man dann noch mit einer Lasur die Struktur und Maserung betont, finde ich es ein immer wieder unglaublich schönes Material.

Ich nahm mir also einen Zollstock und Stäbe, legte die Stäbe so auf den Balkon, dass ich damit die Umrisse des zukünftigen Sofas markierte und überlegte hin und her, bis ich Maße hatte, die ich als den besten Kompromiss zwischen „Platz auf dem Sofa“ und anderweitiger Nutzung des Balkons ansah.

Danach machte ich mir eine Zeichnung der Konstruktion. Die war gar nicht so anders wie bei dem Balkonbeet. Es gab senkrechte Pfosten (4 Beine) und waagerechte daran befestigte Pfosten. Die waagerechten Pfosten trugen nur natürlich nicht das Erdreich, sondern die Sitzfläche, daher waren sie entsprechend höher befestigt. Ich wollte das Sofa in Form von zwei separaten „Sesseln“ bauen. Diese waren einzeln handlicher als eine Gesamtkonstruktion. Stellte man sie direkt nebeneinander, so ergaben sie ein Sofa. Zog man sie auseinander und befestigte zwischen ihnen ein zusätzliches Brett als Überbrückung, so bekam man eine entsprechend längere Liegefläche.

Skizze

Die Zeichnung des Ganzen half mir in erster Linie beim Zusägen der Holzlatten. Ich konnte die waagerechten Latten ja nicht einfach auf meine Außenmaße zusägen, sondern musste mir überlegen, an welchen Stellen ich die Breite der senkrechten Pfosten von den Außenmaßen abziehen musste.

Zugesägt

Als ich alles entsprechend meiner Zeichnung zugesägt hatte machte ich mich an das Bohren und Schrauben. Jeweils drei der Beine waren so lang, dass diese die Lehne mit bildeten. An diesen befestigte ich die waagerechten Latten mit Hilfe stabiler Metallwinkel, denn schließlich sollte sie später das Körpergewicht erwachsener Menschen tragen. Auch an dem vierten Bein nutzte ich Metallwinkel, allerdings war dieses so kurz gesägt, dass es nur bis unter die Sitzfläche ragte. Die waagerechten Latten hatte ich entsprechend an dieser Stelle in einem 45° Winkel zugesägt.

Erste Umrisse erkennbar

Anschließend sägte ich dann die Bretter zu, die die Sitzfläche bilden sollten, und schraubte diese auf meine Rahmenkonstruktion. Auf dem Bild sieht man, wie ich dabei in der Mitte einen Streifen frei ließ. Auf diesem Streifen sollte dann später mein Brückenbrett aufliegen.

Bau der Sitzfläche
Bau der Sitzfläche

Das Brückenbrett bekam am Rand der Unterseite hervorstehende Holzdübel, die in entsprechende Löcher auf diesem Streifen passten. Dadurch konnte man es jederzeit auflegen und wieder entfernen und die Holzdübel verhinderten, dass es verrutschen konnte. Dabei hatte ich allerdings dann einen Fehler gemacht. Ich hatte nicht beachtet, dass Holz entlang der Faserrichtung seiner Maserung sehr viel leichter bricht als senkrecht zu der Faserrichtung. Von daher hat das Brückenbrett eine sehr viel bessere Stabilität, wenn die Faserrichtung von dem einen Sessel zum anderen weist. Da das aber von den Maßen des Brettes her nicht passte, musste ich es dann mit Querstreben auf der Unterseite stabilisieren.

Befestigung des Brückenbrettes

Dann fehlten als letztes noch die Seitenflächen, also die Rücken- und Armlehnen. Diese bestanden ja bisher nur aus einem Holzrahmen. Da brauchte ich noch irgend eine Form von Abtrennung, gegen die man später Kissen lehnen konnte. Ich hätte von außen Holzbretter aufschrauben können, diese hätten meine beiden Sessel aber noch einmal deutlich schwerer gemacht. Außerdem würden ja später neben dem Sofa Blumentöpfe stehen, daher wollte ich etwas haben, das Sonnenlicht nicht komplett abschirmt. So kam ich auf den Gedanken, diese Seitenflächen aus einem Seil zu weben. Ich hatte einmal erlebt, wie sich ein Kunststoffseil unter dem Einfluss von UV-Licht in ekelige kleine Kunststoffsplitter zerlegte, von daher suchte ich im Internet nach einer Naturfaser. Ich fand Seile aus Sisal, Jute oder Baumwolle, dachte mir, dass Sisal recht kratzig ist und Baumwolle sich immer sehr stark mit Wasser vollsaugt. So entschied ich mich für Jute.

Nachdem ich im Abstand von ca. 10cm Löcher für das Seil in den Rand der Sitzfläche gebohrt hatte, machte ich erst einmal eine Pause und behandelte das Holz mit einer entsprechenden Lasur für den Außenbereich. Dann wickelte ich mein Seil senkrecht als „Kettfaden“ um den Rahmen und durch die Löcher, und webte es im Anschluss waagerecht als „Schussfaden“ durch die vorher gespannten senkrechten „Kettfäden“. Alles nach Möglichkeit aus einem Stück, da man das Seilende immer mit einem Bindfaden fest umwickeln muss, damit sich das Seil nicht aufwickelt.

Gewebte Seiten

Und dann hatte ich mein fertiges Sofa, das sich beliebig mit Kissen und Decken „beladen“ lässt. Da die Sitzfläche aus Holz natürlich starr ist wie bei einem Korbsofa, braucht man entsprechend etwas dickere Kissen für die Sitz- oder Liegefläche. Ich hatte mal in Gartencentern nach entsprechenden Polstern für Gartenmöbel geschaut, aber das war alles recht teuer und gefiel mir nicht. Dann stellte ich fest, dass es im Internet Firmen gibt, die Schaumstoffblöcke von verschiedenen Härtegraden und Qualitäten nach individuellen Angaben zuschneiden und verkaufen. Und natürlich findet man im Internet auch eine unglaubliche Vielfalt an Stoffen. So kamen meine Kissen irgendwann als zugeschnittene Schaumstoffquader mit der Post, und ich nähte mir meine Bezüge selbst.

Aufbau zum Sitzen
Aufbau als Liegefläche

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